TopKita-Prozess fördert Teamentwicklung

drei Kinder und eine Erzieherin stehen nebeneinander, zu sehen sind ihre matschigen Gummistiefel

Kitas müssen eine Vielzahl pädagogischer, organisatorischer und kommunikativer Aufgaben bewältigen. Das funktioniert nur gemeinsam. Daher ist es nicht übertrieben zu sagen: Die Kita-Qualität steht und fällt mit der Qualität der Zusammenarbeit im Team. 

Was zeichnet eine gute Teamkultur aus?

  • Die meisten Menschen haben eine genaue Vorstellung davon, wie sie sich die Atmosphäre und Kultur im Team idealerweise vorstellen. Zumeist sind dies wesentliche Aspekte:
  • Das Wichtigste: Die Teammitglieder vertrauen einander.
  • Jede:r behandelt die anderen respektvoll und wertschätzend.
  • Die Leitung bezieht das Team in alle Entscheidungen mit ein.
  • Die Kenntnisse und Fähigkeiten jeder Person werden anerkannt und dürfen sich entfalten.
  • Die Teammitglieder kommunizieren offen und geben sich gegenseitig Feedback.
  • Fehler begreift das Team als Lernchance.
  • Jede:r erhält die Möglichkeit, sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln.

„Von einem solchen Ideal sind wir in unserer Kita noch recht weit entfernt“, wird sich sicherlich der eine oder die andere denken. Das ist weder verwunderlich noch schlimm. Denn Teams befinden sich immer in einem Entwicklungsprozess.

Typische Phasen der Teamentwicklung

Wenn eine Gruppe von Menschen zusammenarbeitet, stellt sich oft irgendwann das Gefühl ein: „Jetzt läuft es rund!“ (Integrationsphase). Doch schließlich kommt der Zeitpunkt, an dem das Konstrukt instabil wird. Es treten „Ermüdungseffekte“ ein. Die Menschen suchen nach Veränderung und neuen Herausforderungen (Niedergangsphase). Das Team muss sich wieder neu finden.

Ein weiterer Aspekt: Teammitglieder wechseln die Einrichtung, neue Fachkräfte, Auszubildende, Praktikant:innen kommen dazu. Die neuen Personen fühlen sich zunächst unsicher und benötigen Zeit, um die Kolleg:innen sowie die Strukturen der Kita kennenzulernen und deren Pädagogik zu verinnerlichen. Neue und ältere Beschäftigte tasten sich zunächst vorsichtig aneinander heran (Orientierungsphase). Anschließend gilt es, Rollen und Zuständigkeiten neu zu definieren – ein konfliktträchtiger Prozess (Kampfphase). Er ist jedoch nötig, um anschließend Verantwortung gut teilen und ein Wir-Gefühl entwickeln zu können (Organisationsphase). In der anschließenden Integrationsphase erreicht ein Team dann sein höchstes Leistungsniveau. Doch auch das ist nicht von Dauer (siehe oben) und der Zyklus beginnt von vorne.

Die Erzieherin und Sozialpädagogin Isabelle Dettling hat diese typischen Entwicklungsphasen eines Teams in ihrem Beitrag „Eine für alle und alle für einen – Was macht ein echtes Kindergartenteam aus?“ (nachzulesen unter: www.kindergartenpaedagogik.de) sehr gut beschrieben.

Selbstevaluation stärkt in allen Team-Phasen

Was können Kita-Leitungen tun, um ihr Team auf ein konstruktives Gleis zu setzen und es zu hoher Leistungsfähigkeit zu führen? Einrichtungen, die mit dem TopKita-Instrumentarium arbeiten, haben dafür ein effektives Werkzeug an der Hand: die Selbstevaluation. Sie dient dazu, anhand standardisierter und wissenschaftlich fundierter Aussagen, die eigene pädagogische Arbeit einzuschätzen, Handlungsbedarfe zu erkennen und Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten.

So funktioniert die TopKita Selbstevaluation

Es gibt einen Bogen, der sich zum Beispiel mit der pädagogischen Konzeption, der Strukturierung des Alltags, der Kommunikation mit den Eltern und der Vernetzung im Sozialraum befasst. Weitere Bögen decken die einzelnen Bildungsbereiche ab und beinhalten Fragestellungen zu Aktivität und Interaktion, zu jüngeren Kindern und Altersmischung, pädagogischer Planung und Dokumentation, räumlicher Gestaltung, Ausstattung und Zugänglichkeit der Materialien für die Kinder. In jedem Bereich gibt es unterschiedliche Aussagen, wie „Ich habe einen ausreichenden Überblick darüber, welche Kinder ein hohes und welche ein eher geringes Interesse für den Bildungsbereich zeigen.“ oder „Ich begleite kindliche Aktivitäten im Bildungsbereich bewusst durch Sprache, Gestik und Mimik.“ Jede Aussage bewertet die ausfüllende Person auf einer Fünferskala von „trifft zu“ bis „trifft nicht zu“.

Jede:r bearbeitet mindestens zwei Bögen

In den meisten Einrichtungen, die dieses Tool nutzen, bearbeiten die Leitung und die stellvertretende Leitung den Bogen mit den übergeordneten Fragestellungen. Die Erzieher:innen beantworten jeweils den Bogen mit Fragen zu dem oder den Bildungsbereichen, die sie selbst verantworten. Im Ergebnis sollte jeder Bogen idealerweise von mindestens zwei Personen ausgefüllt worden sein. In manchen Einrichtungen ist es auch üblich, dass alle Fachkräfte sämtliche Bögen bearbeiten. Dadurch erhält das Team noch etwas aussagekräftigere Ergebnisse. Für viele ist dieses sehr gründliche Vorgehen jedoch kaum in die Zeitplanung integrierbar.

Qualitätsmonitor mit umfangreicher Auswertung

Wer die Komfortversion von TopKita nutzt, erhält eine umfangreiche, übersichtliche grafisch dargestellte Auswertung – den digitalen Qualitätsmonitor. Er dient als Grundlage für die Diskussion im Team. Dafür ist es wichtig, dass das Team nicht nur die beiden oberen Auswertungsebenen betrachtet nach dem Motto: „Im Bildungsbereich Sprache sind wir super. Im Bewegungsbereich haben wir Nachholbedarf.“ Erst die Ergebnisse auf Ebene der Unterbereiche und der einzelnen Aussagen machen Stärken und Entwicklungsfelder deutlich und zeigen, wo Veränderungen ansetzen sollten.

Wo sind unsere Stärken?

Empfehlenswert ist, sich zunächst die eigenen Stärken bewusst zu machen. Vielleicht zeigt sich zum Beispiel, dass der eigenen Einschätzung nach die Fachkraft-Kind-Interaktion durchweg gut gelingt und dies eine besondere Stärke des Teams ist. Das ist dann eine schöne wertschätzende Rückmeldung an das Team, die zum Aufbau der oben beschriebenen idealen Teamkultur beiträgt. Anschließend fällt es leichter den Blick auf Themen zu lenken, bei denen es augenscheinlich Luft nach oben gibt, und in diesen Bereichen gute Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln. Sicherlich ergeben sich dabei Anknüpfungspunkte, um danach zu schauen, welche Teammitglieder ihre persönlichen Stärken künftig gezielt einbringen können, damit sich die Kita in den Entwicklungsbereichen verbessern kann.

Wie die Diskussionen verlaufen und welche Ergebnisse erzielt werden (können), hängt immer auch davon ab, in welcher Phase der Entwicklung sich ein Team befindet.

Orientierungsphase

Handelt es sich um eine neue Einrichtung, deren junges Team sich zunächst einmal „zusammenraufen“ muss? Oder gab es starken Personalwechsel und ein neu zusammengesetztes Team muss sich finden? Wahrscheinlich stehen dann zunächst grundsätzliche, pädagogisch-konzeptionelle Themen im Vordergrund. Spannend kann in dieser Phase auch die Auswertung relevanter Einzelfragen sein. Es ist nämlich inzwischen möglich, im TopKita-Qualitätsmonitor einzelne Antworten Personen zuzuordnen und damit sehr individuell ins Gespräch zu kommen. So lernen sich die Teammitglieder besser gegenseitig kennen. Außerdem legt das Team die Grundlage für den offenen, vertrauensvollen Austausch.

Kampfphase

Ist im Team die Aufgaben- und Rollenverteilung aktuell ein kritisches Thema? Gibt es emotional aufgeladene Konflikte? Die Selbstevaluation kann helfen, die gemeinsame Zielsetzung wieder in den Fokus zu rücken und die Diskussion auf eine sachliche Basis zurückzuführen. So kann Vertrauen wachsen. Vielleicht geben die Ergebnisse auch Anlass, die Ressourcen der einzelnen Teammitglieder zu analysieren und Zuständigkeiten auf dieser Grundlage (neu) zu verteilen. So kann der Selbstevaluationsprozess dazu beitragen, dass Team auf die nächste Ebene zu führen.

Organisationsphase

Beginnt das Team Verantwortung zu teilen und ein Wir-Gefühl zu entwickeln? In dieser Phase ist es dem Team wichtig, Standpunkte zu klären und Abläufe zu verbessern. Dabei kann die Selbstevaluation wertvolle Dienste leisten. Sie trägt dazu bei, dass gemeinsame pädagogische Verständnis zu stärken und das Team darauf auszurichten.

Integrationsphase

Arbeitet das Team hervorragend zusammen? Besteht ein Vertrauensverhältnis unter den Teammitgliedern? Sind sie kritikfähig und kommunizieren sie offen miteinander? In dieser Phase kann das Team alle Ergebnisse der Selbstevaluation optimal nutzen, denn es geht konstruktiv mit eventuellen Defiziten um und freut sich, gemeinsam an der Kita-Qualität arbeiten zu können.

Niedergangsphase

Sinken Motivation und Arbeitszufriedenheit im Team? Zeigen sich Zerfallserscheinungen? Die Selbstevaluation macht Veränderungsmöglichkeiten und Herausforderungen sichtbar. Sie gemeinsam zu analysieren und anzugehen, kann dem Team neuen Schwung geben. Vielleicht sind Bereiche erkennbar, die bislang wenig Aufmerksamkeit erhielten und es können dafür neue Verantwortlichkeiten vergeben werden.

Fazit

Mit der Selbstevaluation haben Kita-Leitungen ein hoch effektives Instrument an der Hand. Es hilft ihnen, die pädagogische Qualität im Alltag zu verbessern. Und sie können ihr Team damit zielgerichtet zu einer vertrauensvollen, wertschätzenden und hoch produktiven Zusammenarbeit führen. Gleichzeitig geben sie den Kindern damit ein gutes Beispiel für konstruktives Team-Work – ein wichtiges Qualitäts-Merkmal.

Portrait Dame

Zur Autorin: Eike Ostendorf-Servissoglou ist Germanistin und seit rund 20 Jahren als Redakteurin und freie Autorin tätig. Die Frühpädagogik bildet einen ihrer thematischen Schwerpunkte. Sie lebt und arbeitet in Gerlingen bei Stuttgart.

Bildrechte: Eike Ostendorf-Servissoglou; Ben Wicks von unsplash